Westdeutsche Provinz in den neunziger Jahren: Fertighäuser auf der
einen, traditionelle Höfe auf der anderen Seite des Dorfes. Ein
Sportplatz, eine Gastwirtschaft, ein Bäcker, eine Buswendeschleife. Und:
ein Versicherungsbüro. Die Ich-Erzählerin in Kathrin Bachs Prosadebüt
wird in eine Kaufmannsfamilie hineingeboren. Ihre Eltern führen fort,
was die Großväter nach dem Krieg in die aufstrebenden Dörfer brachten:
den Verkauf von Versicherungen. Mit dem Geschäft zieht bescheidener
Wohlstand ein - aber auch eine über allem schwebende Angst. Denn die
nächste Katastrophe ist immer nur einen Anruf entfernt.
In Kathrin Bachs "Lebensversicherung" fügen sich Erinnerungen, Bilder
und Listen zu einer tragikomischen Familiengeschichte zusammen. Sie
erzählt von der so deutschen Sehnsucht nach Sicherheit - und der
Erfahrung, dass man sich von Risiken und Gefahren nicht freikaufen kann.
Von einem Milieu, in dem Zeit Geld ist und Freiheit sich auf zwei
Wochen Urlaub im Jahr beschränkt. Und von einer Protagonistin, die sich
ihren Ängsten stellt, um sich schreibend ihrer Lebendigkeit zu versichern.